Der Verein Vibuka wurde 1998 als Arbeitsgemeinschaft „Steirische Schüler helfen georgischen Schülern“ gegründet und hatte ursprünglich die Aufgabe, die Schule Nr 9 mit Schwerpunkt Deutsch, in Telawi, der Hauptstadt Kachetiens in Georgien, zu sanieren. Nach Fertigstellung der Sanierungsarbeiten, die über Jahre in mühevoller Kleinarbeit mit viel Engagement durchgeführt wurden, wollten die Kinder mit Graz einen Schüleraustausch auf die Beine stellen, so wie das mit Biberach in Deutschland bereits seit Jahren immer wieder durchgeführt wird.
Vereinsziele
Wir haben uns zum Ziel gesetzt mit der Jugend unserer Partnerländer einerseits und unserer steirischen Jugend andererseits einen regen Bildungs- und Kulturaustausch in die Wege zu leiten, zu fördern und zu organisieren. Mit eingebunden sollen auch Lehrer, Eltern und dieser Idee verbundene und interessierte Personen sein, aus dem privaten Bereich, der Wirtschaft, der Industrie, der Kultur und aus der Politik.
Ein weiteres Ziel ist es georgischen Lehrern aller Berufs- und Allgemeinbildungseinrichtungen die Möglichkeit zu bieten unsere Bildungsprogramme in Österreich kennen zu lernen, hier zu hospitieren, und Fortbildungsangebote in Anspruch nehmen zu können.
Außerdem wollen wir nicht nur bei der georgischen Jugend, sondern auch in der Bevölkerung Georgiens die Sensibilität gegenüber unserer Umwelt hervorheben und unsere österreichischen Umweltstandards vorstellen und verständlich machen.
Zur Erreichung dieser Ziele haben wir uns seit dem Jahr 2012 bemüht, zwischen der Schule Nr.9 in Telawi (Kachetien) und der Steiermark einen Schüleraustausch auf die Beine zu stellen, der 2017 äußerst erfolgreich erstmals stattgefunden hat. Wir wollen damit der georgischen Bevölkerung helfen, sich im eigenen Land durch kulturelle Offenheit und Bildung eine bessere Zukunft zu gestalten.
Der Verein stützt sich finanziell ausschließlich auf leider nur spärliche Spenden und öffentliche Förderungen, und lebt in erster Linie von ehrenamtlichen Mitarbeitern.
Vorstandsmitglieder
Vereinsgeschichte
So hat alles begonnen…
Die Zukunft eines Landes liegt in der Ausbildung seiner Kinder – das war 1998 in Georgien nicht leicht zu bewerkstelligen. Bürgerkrieg, ein schweres Erdbeben Anfang der 90er Jahre und der Krieg mit Russland hatten in Georgien Spuren der Zerstörung hinterlassen. Baufällige Häuser, kaputte Straßen sowie der wirtschaftliche Zusammenbruch des Landes waren sichtbare Zeichen dieser Zerstörung. Genau zu dieser Zeit wurde Arch.Prof. OStR. Dipl.-Ing. Dieter Ritz, der im Frühjahr 1998 anlässlich einer UNESCO-Veranstaltung in Georgien war, auf die schwer baufällige deutsche Schule Nr. 9 in Telawi (Kachetien) aufmerksam. Diese Schule ist eine Gesamtschule mit Schwerpunkt Deutsch. Von der ersten bis zur letzten Schulstufe ist Deutsch schwerpunktmäßig Unterrichtsfach.
Wieder zurückgekehrt entstand spontan die Idee, die Arbeitsgemeinschaft „Steirische Schüler helfen Georgischen Schülern“ zu gründen. Lehrer der HTBLA Graz Ortwein und der steirischen Landesberufsschulen für das Baugewerbe, sowie für Sanitär- und Klimatechnik haben sich sofort bereiterklärt, zu helfen. Dieter Ritz wurde zum ersten Vereinsobmann gewählt.
Der Zustand der Schule war katastrophal.
Für die 600 Schüler gab es weder eine intakte Strom- oder Wasserversorgung – an eine Heizung gar nicht zu denken – noch funktionierende WC-Anlagen. Wasser gab es nur zweimal 2 Stunden pro Woche, ein Leben ohne Licht war für die Schüler in Telawi Alltag und beheizte Unterrichtsräume und gute Kleidung waren Mangelware, sodass der Unterricht im Winter oft wochenlang ausfallen musste.
Das waren die desolaten Klassenräume
Die Arbeitsgemeinschaft „Steirische Schüler helfen Georgischen Schülern“ hat einen beispielgebenden Weg aufgezeigt, wie einerseits junge Menschen für ein Hilfsprojekt begeistert werden können und andererseits im Rahmen des Unterrichts schulübergreifend konkrete Hilfsmaßnahmen möglich sind.
Im Jahr 1999 reisten dann zwölf Schüler der HTBLA Graz Ortweingasse unter Leitung ihrer Lehrer Arch.Prof.Dipl.-Ing. Heinrich Tritthart und Arch.Dipl-Ing. Christian Leiter für eine Bestandsaufnahme der Schule in die Hauptstadt von Kachetien, Telawi, um anschließend im Unterricht Pläne für einen sinnvollen Umbau und Ausbau der Schule Nr. 9 zu entwickeln.
Nun kamen die Schüler von verschiedenen Grazer Berufsschulen (LBS 4 und LBS 5) auf den Plan. Sie projektierten und berechneten im Rahmen des Unterrichts die benötigten technischen Anlagen und Materialien und beteiligten sich an der praktischen Umsetzung.
Die Sanierung erfolgte in mehreren Baustufen.
Mit Unterstützung durch das Land Steiermark, mit Frau LH Waltraud Klasnic an der Spitze, war es möglich, mehrere Schulklassen zu sanieren bzw. zu renovieren.
Im Oktober 2002 waren Lehrer der Berufsschule 4 und 5, Ing. Gerhard Pessl, Gerhard Gombocz und Hans Hasenhütl, in Telawi im Einsatz. Dank der Spenden von Schülern, Lehrern, Eltern und der großzügigen Materialspenden österreichischer Firmen im Gesamtwert von € 70.000 und des Gratistransports in mehreren Etappen nach Georgien durch Austrian Airlines und Air Zena war es möglich, 4 Sanitärgruppen mit WC-Anlagen, Waschbecken und Duschen sowie eine Solaranlage (übrigens die erste in Kachetien) für die zentrale Warmwasserversorgung der Schule zu errichten. Die in Georgien akkreditierte österreichische Honorarkonsulin Frau Eva Berger war den Steirern dabei immer wieder eine große Hilfe in organisatorischen und behördlichen Fragen.
Das Konzept des Vereins war gut durchdacht:
- Steirische Lehrlinge und Gönner geben Spenden.
- Jede Spende, jeder Euro kommt der deutschen Schule in Telawi zu Gute.
- Berufsschullehrer planen, koordinieren, kontrollieren die Arbeiten im Hinblick auf Sinnhaftigkeit, Kosten, Qualität und finanzielle Korrektheit.
- Firmen aus Kachetien werden mit den Arbeiten beauftragt. Durch österreichische Techniker der Berufsschulen findet ein Know-how-Transfer statt.
- Durch professionelles Management wird garantiert, dass jeder gespendete Euro ordnungsgemäß verwendet wird.
- Alle Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft arbeiten kostenlos und ohne Spesenersatz.
Den Grundstein für den Beginn der Sanierungsarbeiten legten drei Professoren aus Graz:
BMstr. Prof. OStR. DI. Dieter Ritz ist der Gründer des Projekts. Er spendete den ersten Baustein.
Prof. OStR. Dr. Erwin König stellte dem Projekt den Reinerlös seiner Vernissage zur Verfügung.
Arch. Prof. DI. Heinrich Tritthart hat sich anstatt von Geschenken Geldspenden für Georgien zu seinem Geburtstag gewünscht, die dann alle dem Projekt zu Gute kamen.
Außenfassade nach Fertigstellung der Sanierungsarbeiten.
Für die Planung des Schulprojekts waren die HTBLA Graz Ortwein und die Landesberufsschulen Graz 4 und 5 zuständig. Für die bauliche Umsetzung waren ebenfalls die Landesberufsschulen Graz 4 und 5, sowie der Österreichische Bauorden verantwortlich. Die kaufmännische und mediale Beratung übernahm die Bundeshandelsakademie und die Bundeshandelsschule in Graz. Weitere Unterstützung erfuhr der Verein durch die Firma fair-IT Graz, die für den Verein eine eigene Homepage gestaltete sowie durch die UNESCO.
10-jahres-Feier in Telawi
Im Juni 2008 wurden anlässlich des 10-järigen Bestehens unseres Vereines die Gründungsmitglieder nach Telawi eingeladen, um mit dem Bürgermeister, der Regionalverwaltung Kachetiens und der Direktion samt Lehrern der Schule Nr.9 eine mehrtägige Feier zu begehen. Den grazer Gästen wurden die landschaftlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten gezeigt, Tanz- und Gesangsvorführungen geboten, sie wurden mit der traditionellen Küche verwöhnt und in die Hauptstadt Georgiens Tbilisi (Tiflis) eingeladen.
Am 8. August 2008 passierte ein Kleinbus aus Graz die türkisch-georgische Grenze, um Sachspenden von grazer Firmen für die Schule Nr.9 nach Telawi zu transportieren. Overhaedprojektoren, eine große Leinwand, Laptops, Farb- und Bleistifte, Schulhefte, Schreibpapier und jede Menge Kinder- und Jugendbücher für die fertig gewordene Bibliothek. Leider begann genau an diesem Tag der Einmarsch der Russen in Georgien und damit die Bombardierung der Stadt Gori auf der einzigen Süd-Ost-Verbindungsstraße. Dieser Umstand machte diesen Transport sehr unangenehm, aber die Freude der Lehrer über die vielen Geschenke waren so groß, dass man kaum an die Gefahren dachte.
Schüleraustausch :
Nach dem erfolgreichen Ende der Sanierungsarbeiten im Jahr 2012, traten die georgischen Lehrer, die Eltern und ihre Kinder mit dem Vorschlag an den Verein heran, ob es möglich wäre, einen Schüleraustausch mit Österreich zu organisieren. Georgische Buben und Mädchen sollten zur Vervollständigung ihrer schulischen Deutschkenntnisse 14 Tage mit ihren österreichischen Freunden die Schule besuchen, während die Kinder aus Graz nach Georgien eingeladen werden, um Land, Leute, Kultur und Landschaft Georgiens kennen zu lernen.
Diesen Vorschlag nahm die Vereinsleitung damals gerne auf und führte mit einigen Schulen in Graz Sondierungsgespräche.
Im Herbst 2014 fand der erste Besuch von Kindern der georgischen Schule in Telawi unter Frau Univ.Direktorin Tinatin Javakhishvili in Graz statt.
Schwarzmeerkonferenz in Graz :
Anlässlich der ersten Schwarzmeerkonferenz der Steiermark, die am 9. November 2012 stattfand, wurden BHL Johann Hasenhütl und DI Dieter Ritz für Ihre Verdienste um die deutsche Schule Nr. 9 zu Ehrenbürgern der Stadt Telawi ernannt.
Ansprechpersonen in Telawi waren damals die Rektorin der „Staatlichen Universität Telawi“ Tinatin Javakhishvili in Kachetien, sowie die Direktorin der deutschen Schule Nr. 9 in Telawi, Nana Tvaliashvili.
Hans Hasenhütl (li.), Dieter Ritz (re.)
Eine der Referentinnen bei dieser Konferenz war die Rektorin der „Staatlichen Universität Telawi“, Tinatin Javakhishvili. Auch sie würdigte nochmals die Arbeit unseres Vereins.
Bei einem Treffen mit dem Vizerektor der Karl-Franzens-Universität Graz, Dr. Peter Riedler, kam es zu ersten Vorgesprächen für ein Memorandum und eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Universitäten.
Dr. Peter Riedler (li.), Tinatin Javakhishvili
Ein weiterer Höhepunkt war die Überreichung der neuen Schultafel an Frau Rektorin Javakhishvili mit der Bitte um Weitergabe an die Direktorin der Schule Nr. 9 in Telawi. Auf dieser Tafel war folgender Text in georgischer und in österreichischer Sprache zu lesen: „Diese Schule wurde mit Unterstützung der Arge „Steirische Schüler helfen georgischen Schülern“, dem Land Steiermark und der Republik Österreich saniert“
Manfred Strimitzer, Siegmar Griletz, Tinatin Javakhishvili, Dieter Ritz, Medea Dalakishvili (von li. nach re.)
Josef Krainer – Preis des Landes Steiermark :
Am 2.Dezember 2013 wurde im Weißen Saal der Grazer Burg unserem Verein in Würdigung seiner sozialen Leistungen gegenüber der Schule Nr 9 in Telawi von Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer in feierlichem Rahmen der „Josef Krainer – Heimatpreis“ verliehen.
Landeshauptmann Schützenhöfer mit dem damaligen Vereinsobmann OStR. DI. Dieter Ritz und seinem Stellvertreter BSL. Johann Hasenhütl anlässlich der Verleihung des Josef Krainer – Preises
Ukraine-Projekt :
Im Jahr 2017 begann unser Verein seine Projektarbeit auf ein weiteres osteuropäisches Land auszuweiten. Es wurde ein Bildungsprojekt mit einem Bau-Kolleg in der Mittel-Ukraine, Kropywnyzkyj, ausgearbeitet. Im Fokus steht dabei die duale Berufsausbildung. Durch gezielte Schulungen, Hospitationen und Praktiken sowie die Ausarbeitung eines Lehrplanes, soll unsere Partnerschule als Schulversuch das duale Ausbildungssystem einführen. Ein Methodentraining für Lehrpersonen mit Schwerpunkt auf didaktischen Grundsätzen, unterliegt ebenso unserer operativen Zusammenarbeit. Aber auch die Ausstattung mit neuen technischen Werkzeugen und Geräten wird dank Spenden österreichsicher Firmen erweitert und aktualisiert.
Neue Namensgebung des Vereines :
Im Jahr 2019 erfolgte die neue Namensgebung für den Verein. Er heißt nun . Verein für internationalen Bildungs- und Kulturaustausch.
Steiermark – Kachetien – Partnerschaft :
Am 4. November 2019 wurde in feierlichem Rahmen in Anwesenheit von Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl und des Gouverneurs von Kachetien, Irakli Kadagishvili sowie mehreren Mitgliedern des Vereins Vibuka, ein Memorandum unterzeichnet, welches die Zusammenarbeit zwischen dem Land Steiermark und der Region Kachetien im Sinne der „Östlichen Partnerschafts- und Nachbarschaftspolitik“ der Europäischen Union bekräftigen und erweitern soll. Der Verein „Vibuka“, vormals Arge „Steirische Schüler helfen georgischen Schülern“, wurde dabei nochmals lobend erwähnt.
Durch den Partnerschaftsvertrag zwischen der Steiermark und Kachetien möchte unser Verein ein nachhaltiges Projekt im Bildungsbereich umsetzen. Der Unterstützungsschwerpunkt unseres Vereins liegt beim
Aufbau des dualen Berufsausbildungssystems in einer Berufsschule in Kachetien. Dabei sollen strategische
und operative Komponenten vermittelt und erarbeitet werden. Durch Workshops möchten wir Lerninhalte,
Ziele und Kompetenzen von ausgewählten Berufsbildern transferieren. Die Zusammenarbeit ist mit Lehrern,
Schülern und Verantwortlichen der Bildungseinrichtungen und des Bildungssystems sowie Unternehmen geplant.